Die Dirigenten des Mozart-Vereins

Vladyslav Vorobel (seit 2019):

Vladislav Vorobel
Foto: Vorobel privat

Der Dirigent des Mozart-Vereins, Vladyslav Vorobel, wurde 1988 in Tschernigiw in der Ukraine geboren. Er begann seine musikalische Ausbildung im Alter von 11 Jahren in Ternopil (Akkordeon und Gitarre) und setze diese an der Musikfachhochschule mit Schwerpunkt Kontrabass fort. 2007 erhielt er ein Abschluss­diplom mit Auszeichnung als Solo­kontra­bas­sist und Orchester­künstler.
Nach einer zweijährigen Ausbildung an der Nationalen Musik­akademie der Ukraine Peter Tschai­kowski, wechselte er 2008 an die Folkwang Universität der Künste nach Essen und begann hier mit seiner Dirigenten­ausbildung bei Professor Oliver Leo Schmidt. Nach einem vier­jährigen Studium im Fach Dirigieren mit zusätzlicher Klavierausbildung an der Robert Schumann Hochschule Düssel­dorf erreichte er bei Professor Rüdiger Bohn den Abschluss eines Bachelor of Music (Orchesterleitung). Vladyslav Vorobel verfügt über umfangreiche künstlerische Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit namhaften Orchestern des Ruhrgebiets. Beispiele sind die Rheinische Philharmonie, die Neue Philhar­monie West­falen, die Düssel­dorfer Symphoniker, das Universitäts­orchester Duisburg-Essen und das Orchester der Robert Schumann Musikhochschule Düsseldorf. Seit 2018 unterrichtet er an der Jugendkunstschule Waldenburg in Sachsen und leitet das mehrfach bei Bundes­ausscheiden ausgezeichnete Jugendblasorchester Hohenstein-Ernstthal. Im November 2019 übernahm er die Leitung des ältesten Liebhaber­orchesters Dresdens.


2019 – Dirigentenwechsel beim Mozart-Verein:

Foto: Michael Müller

2019 wurde der langjährige künstle­rische Leiter, KMD Christian Thiele, vom Mozart-Verein herzlich verabschiedet. Christian Thiele leitete erfolg­reich das älteste Liebhaber­orchester Dresdens über 8 Jahre und prägte die Programm­gestaltung ideenreich und unverwechselbar mit vielen thema­tischen Konzerten wie „Mozart und die Mannheimer Schule“ oder „Komponistinnen der Romantik“.
Bei einem Auswahlverfahren votierten alle Mitglieder im Verein für den neuen künstlerischen Leiter, Vladyslav Vorobel. Christian Thiele (links im Bild) übergab symbolisch den Stab an den neuen Dirigenten.

Christian Thiele (2011 – 2019):

Christian Thiele wurde 1947 in Tauben­heim (Kreis Meißen) geboren. Mit acht Jahren erlernte er das Klavierspiel, später erhielt er Orgelunterricht. Er war Chorsänger im Domchor Meißen unter Dr. Erich Schmitt. Von 1963 bis 1968 erhielt er eine Ausbildung zum Kantor und Organisten in Dresden.
Als Kirchenmusiker war Thiele ab 1970 in König­stein (Sächsische Schweiz) tätig, um ab 1977 für 33 Jahre als Kantor und Organist an der Kirche Dresden-Briesnitz ganz wesentlich die Kirchenmusik weit über seinen eigentlichen Wirkungskreis zu gestalten. In dieser Zeit lehrte er auch bis zum Jahr 2000 als Hochschul­dozent an der Hochschule für Kirchen­musik in Dresden. Unter seiner Leitung kamen jährlich mehrfach große chorsinfonische Werke zur Aufführung (darunter Bachs Johannispassion und Weihnachtsoratorium, Haydns Schöpfung und Brahms‘ Deutsches Requiem).
In Anerkennung seiner hervorragenden künst­lerischen Leistungen wurde Christian Thiele 1993 zum Kirchen­musik­direktor (KMD) berufen. 1999 wurde ihm der Titel Chor­direktor ADC (Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände) zuerkannt.
Bei seinen Aufführungen arbeitete Thiele sowohl intensiv mit Laien (Kantorei), als auch mit prominenten Berufs­musikern der Sächsischen Staatskapelle Dresden und der Dresdner Philhar­monie zusammen. Vielfältige Konzert­tätigkeiten als Dirigent, Organist und Sänger im In- und Ausland (Israel, Niederlande, Polen, Schweden, Schweiz) vervollständigten seine künstlerische Tätigkeit.
Auf Anregung von Alt­bischof Volker Kress übernahm Christian Thiele 2011 die künstlerische Leitung des Orchesters im Mozart-Verein zu Dresden.


Klaus-Dieter Stephan (1996 – 2011):

Klaus-Dieter Stephan wurde 1935 in Halle an der Saale geboren. Nach dem Abitur begann er sein Musikstudium mit dem Hauptfach Dirigieren an den Musikhochschulen Halle und Leipzig bei Franz Jung und Heinz Rögner. Sein erstes Engagement erhielt er als Solorepetitor mit Dirigentenverpflichtung an den Städtischen Bühnen Quedlinburg und war ab 1960 an der Staatsoper Dresden als Solorepetitor mit Dirigier-Verpflichtung, Studienleiter und Bühnen-Kapellmeister engagiert. Gleichzeitig war er als Honorardozent an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in den Abteilungen Korrepetition und Orchester angestellt.
Von 1973 bis 1990 dirigierte er das Dresdner Jugendsinfonieorchester. Als Lied-Begleiter trat er in Konzerten im In- und Ausland auf. Die Leitung des Orchesters des Mozart-Vereins übernahm er in dessen 100. Gründungsjahr 1996.


Helmut Gerber (1995 – 2004):

Der 1934 geborene Helmut Gerber war wie sein Vorgänger Hans Thiem Kapellmeister an den Landesbühnen Sachsen. Er übernahm nach dem überraschenden Tod von Hans Thiem zunächst die Leitung sowohl vom Chor als auch vom Orchester des Mozart-Vereins. Die Leitung des Orchesters ging 1996 an Klaus-Dieter Stephan über. Helmut Gerber leitete den Chor bis zum Jahr 2004. Klaus-Dieter Stephan und Helmut Gerber gestalteten gemeinsam die Konzerte des Mozart-Vereins. Helmut Gerber verstarb 2020.


Hans Thiem (1977 – 1995):

Hans Thiem wurde 1918 geboren, bereits 1942 dirigierte er mit großem Erfolg beim 3. Konzert Junger Dirigenten die Dresdner Philharmonie mit Schuberts B-Dur-Sinfonie.
Hans Thiem war ab 1961 Leiter des Orchesters Dresdner Musikfreunde 1921, das die Deutsche Reichsbahn als Trägerbetrieb (heute würde man Sponsor sagen) hatte. Dieses Orchester vereinigte sich mit dem Orchester des Mozart-Vereins. Damit waren Erich Schneider und Hans Thiem ab 1972 gleichzeitig für das Orchester des Mozart-Vereins tätig.
Unter Hans Thiems Leitung kam es zu etwa 200 Auftritten des Orchesters bei Konzerten, Serenaden, aber auch in Theaterstücken (Mann und Frau im Essigkrug, Der bekehrte Trunkenbold, Pinocchio, Die Opernprobe, König Drosselbart, Von einem der auszog, Des Kaisers neue Schneider), bei denen das Orchester die Schauspieler und Sänger der Arbeiteroper des Sachsenwerkes begleitete. Unter seiner Leitung unternahm das Orchester sehr erfolgreiche Tourneen zu den 17., 18., 20. und 21. Arbeiterfestspielen der DDR. Hans Thiem verstab im März 1995.


Erich Schneider (1921 – 1977):

Erich Schneider wurde am 1892 in Dresden-Rochwitz geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung am Dresdner Konservatorium. Schon während seiner Studienzeit gründete er 1919 das Studentenorchester und den Studentenchor der Technischen Hochschule in Dresden, wofür er zum Hochschulkapellmeister ernannt wurde. Im gleichen Zeitraum war er zweiter Dirigent der Dresdner Singakademie sowie Dirigentenvolontär und Hospitant an der Dresdner Philharmonie. Ebenfalls im Jahre 1919 übernahm er die Leitung des ältesten Dresdner Männerchores „Liederhalle“. Von 1920-23 leitete er den Händel-Verein und 1921 wurde er zum musikalischen Leiter des Mozart-Vereins gewählt. Zuvor hatte er schon Mozarts c-Moll-Messe mit dem Verein in der Luther-Kirche dirigiert. Während seiner Zeit als Kapellmeister am Albert-Theater (1923-32) dirigierte er u.a. die Dresdner Erstaufführung der Dreigroschenoper von Brecht/Weill und verhalf ihr zu einem sensationellen Erfolg.
Ein erfülltes Lebenskapitel war Erich Schneiders Kantorenamt an der Frauenkirche zu Dresden. Auf Ersuchen des Kirchenvorstandes gründete er einen gemischten Chor, mit dem er regelmäßig große Oratorienaufführungen bestritt. Ein tragisches Ende fand diese Arbeit mit der Zerstörung Dresdens. Erich Schneider sagte dazu: „Im Februar 1945 wollten wir unser 20. Chorjubiläum mit Mozarts Großer Messe c- Moll begehen. Ich probte mit dem Chor am 13. Februar im Gemeindesaal das Qui tollis. Auf dem Heimweg sind neun meiner Chormitglieder ums Leben gekommen.“
Doch schon am 6. Januar 1946 trat er seinen neuen Dienst in der unversehrten Martin-Luther-Kirche in Dresden-Neustadt an. Und wieder erklangen die großen Werke der musica sacra. Erich Schneiders Kraftreserven schienen unerschöpflich: 1952 nahm er die Lehrtätigkeit als Orchestererzieher und Lehrer für Kammermusik an der Musikhochschule auf, die er bis 1961 ausübte.

Erich Schneider um 1972
(Foto: Geschenk von E. Schneider an E. Müller)

Als Erich Schneider 1964 in den Ruhestand trat, verabschiedete er sich mit Mozarts c- moll-Messe, jenem Werk, mit dem er knapp 40 Jahre zuvor die Konzerte in der Frauenkirche eröffnet hatte. Für sein letztes Konzert mit dem Mozart-Orchester studierte er (85-jährig) Beethovens Coriolan- Ouvertüre und einen Satz der 4. Sinfonie ein.
Erich Schneider war so etwas wie ein wandelndes Dresdner Musiklexikon. Lang und exklusiv ist die Reihe der Künstler, mit denen er musiziert hat, und wenn er ins Erzählen kam, wechselten Beobachtung und Anekdoten einander ab: wie er mit der Schwester Clara Schumanns von vergangenen Zeiten sprach, wie er mit 21 Jahren das 12jährige Wunderkind Jascha Heifetz begleitete, wie er dem jungen Yehudi Menuhin in Oberloschwitz das Radfahren beibrachte..
Am 24.1.1979 starb der verdienstvolle Musiker und allzeit liebenswerte, humorvolle Mensch. Er genoß echte Popularität, weil er ein großes Stück Dresdner Musikgeschichte miterlebt und mitgestaltet hatte.


Adolf Hagen

Hofkapellmeister Adolf Hagen
(Foto: Salonblatt Dresden 1913)

Adolf Hagen (1916 – 1921):

Adolf Hagen wurde 1853 in Bremen geboren und wirkte dort bereits ab 1873 als Musikdirektor. Im Alter von 32 Jahren wurde Hagen an das Dresdner Hoftheater als Hofkapellmeister berufen. Ebenso wie Alois Schmitt war er einige Jahre Musikdirektor der Dreyssigschen Singakademie. Er wurde 1913 pensioniert und übernahm 1916 die künstlerische Leitung des Orchesters des Mozart-Vereins von Max von Haken. Unter Hagens Leitung führte der Verein nur etwa 25 Konzerte auf, was auch darauf zurückzuführen ist, dass Konzerte durch den 1. Welkrieg ausfielen. Im November 1921 übergab Hagen sein Amt an Erich Schneider. Adolf Hagen verstarb 1926.


Foto: Privatarchiv Witting

Max von Haken (1902 – 1916):

Max von Haken wurde 1863 in Riga geboren. Er erhielt seine Kapellmeister-Ausbildung bei Josef Rheinberger in Müchen. Er war ausübendes Mitglied im Mozart-Verein, als durch den plötzlichen Tod von Alois Schmitt 1902 die Stelle des musikalischen Leiters frei wurde. Das mit Richard Strauss gemeinsam ausgeführte und sehr erfolgreiche Sonderkonzert zu Gunsten des Mozart-Denkmals trug sicherlich auch dazu bei, dass Max von Haken zum musikalischen Leiter des Vereinsorchesters gewählt wurde. Er musste 1916 dieses Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Unter seiner Leitung fanden über 80 Konzerte statt.


Alois Schmitt (1896 – 1902):

Alois Schmitt wurde 1827 in Hannover als Sohn des Komponisten Aloys Schmitt geboren. Nach Konzertreisen bis nach Nordafrika war er von 1857 bis 1892 Hofkapellmeister der Hofoper in Schwerin.
Nach seiner Pensionierung gründete er 1896 den Mozart-Verein zu Dresden und war bis zu seinem Tode 1902 Dirigent des Vereins-Orchesters. Auf seine Initiative hin wurde das Mozart-Denkmal auf der Bürgerwiese in Dresden geschaffen. Sein Hauptverdienst liegt jedoch in der Wiederherstellung der c-Moll-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart.
Er war eng mit den großen musikalischen Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts befreundet. Briefwechsel mit Johannes Brahms, Clara Schumann, Joseph Joachim und selbst Richard Wagner sind überliefert.
Sein Leben wird in Horst Zängers Buch: Alois Schmitt – Ein Leben für die Musik (ISBN: 384 235 8490) ausführlich beschrieben.